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Aufgabe des VOR ist es, die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel in Wien, Niederösterreich & Burgenland so einfach und attraktiv wie möglich zu gestalten.
Der Nahverkehr in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland ist eng mit dem Verkehrsverbund Ost-Region verknüpft. Ein einheitliches Tarifsystem für alle Öffis ist der Grundgedanke eines Verkehrsverbundes, der erstmals in Österreich im Juni 1984 umgesetzt wurde. Das Kerngeschäft der VOR Ges.m.b.H. bestand anno dazumal aus der Aufteilung der Erlöse und aus der Herausgabe des Verbund-Fahrplanbuches. Dies sollte sich jedoch rasch ändern. Heute stellt der VOR die Kompetenzzentrale für den Nahverkehr in der Ostregion dar. Als Leistungsbesteller am Regionalbussektor ist der VOR maßgeblich für das attraktive Leistungsangebot verantwortlich – 2007 wurden von den Verbundpartnern mit knapp 26 Millionen Kilometern um drei Millionen Kilometer mehr zurückgelegt als zu Verbundbeginn.
Die Entwicklung regionaler Verkehrskonzepte und alternativer Mobilitätsangebote gemeinsam mit Gemeinden zählt ebenso zum Standardportfolio wie die Rolle als Projektpartner in Forschung und Entwicklung. Im Bereich der Fahrgastinformation hat der VOR mit seiner Internet-Plattform bereits vor zwölf Jahren einen Meilenstein gesetzt. Die Position als Finanzdrehscheibe für den ÖPNV ist längst zementiert. 7,5 Milliarden Euro wurden seit Verbundbeginn unter den Verbundpartnern aufgeteilt, die Fahrgastzahlen haben dabei seit 1984 um beinahe 25 % auf 807 Millionen im Jahr 2006 zugelegt. Daneben werden noch jede Menge weiterer Finanztransaktionen über die Gesellschaft abgewickelt, Leistungsbestellung, Abrechnung von Schülerfreifahrt, Verkehrskonzepten oder Förderprojekten sind nur einige davon.
Bedarfserhebungen sind gut und schön. Die wahren Marktforscher aber sitzen in den Gemeindeämtern und bei den Verkehrsunternehmen, die Umsetzungsprofis beim VOR. Die werden gebraucht, denn Veränderungen auf einer bestimmten Linie dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern können Auswirkungen auf das gesamte Gefüge in einer Region haben.
Ein gutes Beispiel für die Umsetzung einer regionalen Initiative ist die VORLinie 207. War die Shopping City Süd bis zum 4. September 2006 praktisch nur durch die relativ weit entfernte Haltestelle der Wiener Lokalbahn an das ÖV-Netz angeschlossen, gibt es heute eine neue Haltestelle direkt am Gelände des Einkaufszentrums zwischen der Fa. IKEA und dem UCI Kinocenter. Die Linie verkehrt im Halbstundentakt zwischen 5.30 und Mitternacht und verbindet dabei auch U-Bahn (Siebenhirten) und S-Bahn. Durch diese lange Betriebszeit stellt die Linie sowohl für Mitarbeiter wie auch für Kunden der SCS-Betriebe ein attraktives Angebot dar. Die Bedienung bis Mitternacht zwischen dem UCI Entertainment- Center und der Region ist auch ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit, vor allem für Jugendliche, die Gruppe der am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmer.
Um optimale Ergebnisse zu erzielen, ist es unerlässlich, Know-how und Ressourcen zu bündeln und kompetente Partner wie die Planungsgemeinschaft Ost (PGO) mit einzubeziehen. Die PGO hat ihren Schwerpunkt in der Abstimmung, Koordination und Vorbereitung raumplanerisch relevanter Fragen in der österreichischen „Länderregion Ost“ unter Einbeziehung der Länder und Gemeinden, Aufgabe des VOR ist es, die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland so einfach und attraktiv wie möglich zu gestalten.
Durch diese Aufgabenverteilung ist es nur verständlich, dass beide Unternehmen in verschiedenen Projekten immer wieder zusammenarbeiten. Sei es bei der Regionalbusbeschleunigung, der Kordonerhebung für Wien 2008 oder bei Pendlerfragen in Sachen P+R-Anlagen.
Im Masterplan 2003 der Stadt Wien werden die Buskorridore ins Wiener Umland gesondert erwähnt. Der VOR hat gemeinsam mit der PGO daraufhin in einer Studie 15 Regionalbuskorridore und 72 darauf verkehrende Buslinien untersucht und auf Verbesserungsmöglichkeiten geprüft. Der Grund für Verspätungen im Regionalbusbereich liegt fast immer in dem starken PKW-Aufkommen, das auch die Busse im Stau stehen lässt. Dabei bieten sich Lösungen wie Busspuren oder gemeinsames Benutzen von Straßenbahngleisen an, die Busspuren können fix oder zeitlich und richtungsweise begrenzt sein. Oft steht für eine gute Lösung aber schlicht der Platz nicht zur Verfügung. Dann sind Ampelbeeinflussungen, das Ändern der Vorrangverhältnisse oder die Mitbenutzung bestehender Haltestellen nötig.
Als gelungene Beispiele für Buskorridore gilt der Korridor Erzherzog-Karl-Straße, Groß Enzersdorfer Straße, Esslinger Straße mit den Buslinien 391, 392 und 26A. Hier gibt es eigene Busspuren und seit Sommer 2007 halten auch die Regionalbusse dieses Korridors in der Station Erzherzog-Karl- Straße und haben damit einen optimalen Anschluss an die Bahn. Durch diese Maßnahme ersparen sich die Fahrgäste bis zu 20 Minuten täglicher Pendlerzeit. Auf der Prager Straße fahren die Autobusse der Linien 232 in Fahrtrichtung Floridsdorf vom sogenannten Eisenbahnerberg bis zur Nordbrücke und retour seit 2005 auf den Schienen der Straßenbahn. Damit sind sie vom Individualverkehr abgeschirmt und können staufrei nach Floridsdorf gelangen.
Dass der VOR die gesamte Wegekette betrachtet, wird bei einem Blick auf sein Portfolio und seine Projekte rasch klar. Bus und Bahn stehen ganz vorne, aber auch Fußwege, alternative Betriebsformen und der Individualverkehr spielen bei langfristigen Lösungen eine gewichtige Rolle.
Das Anrufsammeltaxi ist das interessanteste und effizienteste System für kleinräumigen und schwach nachgefragten Verkehr, allerdings sind hier auch die Gemeinden gefordert. Vorteil: Diese Systeme werden nur für die mit Fahrgästen besetzt gefahrenen Kilometer bezahlt und kosten daher den Gemeinden nur Geld, wenn sie auch nachgefragt werden. Dadurch ermöglichen sie vielfach erst einen wirtschaftlicheren öffentlichen Verkehr in der Region. ASTs können das herkömmliche Fahrplanangebot im Linienverkehr in Zeiten schwacher Nachfrage ergänzen, sie sind räumlich ungebunden. Das AST kann nicht nur Haltestellen, sondern auch ganze Gebiete bedienen. Der Erfolg des AST wird durch Fakten belegt: Bis heute wurden 16 Projekte eingerichtet, und mit Jänner kommt ein weiteres System dazu.
Eine Verbesserung des Modal Split und eine Reduktion des CO2-Ausstoßes können nicht nur durch mehr Öffi-Fahrten, sondern auch durch eine effizientere PKW-Nutzung erreicht werden. Das ist der Grund, warum der VOR das Fahrgemeinschaftsprojekt „Compano“ ins Leben gerufen hat. Die neue Mitfahrbörse im Internet ist ein Angebot an alle, die kein eigenes Auto haben, es wegen der gestiegenen Benzinpreise gezielter nützen oder etwas für die Umwelt tun wollen. Umfragen belegen, dass die Zeit für Compano reif ist: Rund 50 % aller Pendler sind an Fahrgemeinschaften interessiert.
Compano richtet sich aber auch an alle, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, denn nicht selten fehlt nicht viel vom Bahnhof oder der Bushaltestelle bis zum Zielort. „Mit Compano wollen wir den berühmten letzten Kilometer anbieten“, sagt Wolfgang Schroll, Geschäftsführer vom Verkehrsverbund Ost-Region (VOR). „Wir sehen Fahrgemeinschaften nicht als Konkurrenz zu den Öffis, sondern als logisches Zusatzangebot.“ Die Registrierung ist denkbar einfach. Sind die persönlichen Daten eingetragen, erhält man seinen persönlichen Compano-PIN via E-Mail oder SMS. Compano verknüpft auf intelligente Weise Angebot und Nachfrage. Wer eine Mitfahrgelegenheit sucht, gibt sein Fahrziel ein, wer eine Mitfahrgelegenheit anzubieten hat, gibt online seine Fahrtroute bekannt. Das System bringt Fahrer und Mitfahrer zusammen.
In neun von zehn PKWs sitzt nur eine Person. Gäbe es mehr Fahrgemeinschaften, gäbe es auch weniger Staus sowie eine geringere CO2-Belastung.